WirVsVirus print4life 3D Druck Wiese

Gemeinsam gegen Corona – Ein Team von MakerInnen aus Lübeck nimmt mit dem Projekt Print4Life am Hackathon #WirVsVirus der Bundesregierung teil

Covid19 hat Auswirkungen auf uns alle. Grund genug für ein Team von MakerInnen aus Lübeck, sich zusammenzufinden und im Rahmen des Hackathons #WirVsVirus der Bundesregierung gemeinsam eine Lösung für eine der zahlreichen Herausforderungen, die das Corona-Virus mit sich bringt, zu entwickeln. Als Team „Print4Life“ arbeiteten sie vergangenes Wochenende 48 Stunden an einer Webplattform zur Verteilung additiv herstellbarer Versorgungsmittel im Gesundheitswesen.

Das Corona-Virus hält uns alle in Atem. So sehr, dass die Bundesregierung eigens den Hackathon #WirVsVirus ins Leben gerufen hat, um als Gesellschaft gemeinsam Lösungen für Herausforderungen zu entwickeln, die im Zuge der Corona-Krise entstanden sind. Das Team Print4Life, eine Gruppe von MakerInnen aus dem FabLab Lübeck, stellte im Rahmen des Hackathons eine Order-Plattform zur Hilfsmittelverteilung vor. Ziel der Plattform ist es, die Verfügbarkeit vieler – sowohl kommerzieller als auch privater – 3D-Drucker zentralisiert zu erfassen, um gemeinschaftlich in kurzer Zeit lebenswichtige Verbrauchsmaterialien anfertigen zu können. So könnten Lieferengpässe überbrückt und die Versorgung weiterhin gewährleistet werden.

Plattform zur Hilfsmittelverteilung im Gesundheitswesen

Auf die Idee kam das Team aufgrund des derzeitigen Versorgungsengpasses, der sich in den vergangenen Wochen im europäischen Gesundheitswesen zugespitzt hat: Wichtige Verbrauchsmaterialien sind nicht ausreichend verfügbar, wodurch die Behandlung von Erkrankten erschwert wird und es in Lieferketten vermehrt zu Engpässen kommt, die von HerstellerInnen nicht schnell genug überbrückt werden können. Viele der benötigten Ausrüstungsteile könnten jedoch mithilfe innovativer Herstellungsverfahren – wie dem 3D-Druck – gefertigt werden. Privatpersonen, Makerspaces und Firmen wiederum verfügen über solche Herstellungsverfahren und könnten helfen. Genau hier setzt das Projekt an: „Uns haben im FabLab viele Bitten um Unterstützung erreicht, die Koordination gestaltete sich allerdings immer schwierig. Aus diesem Grund wollten wir eine Lösung finden, die uns, ebenso wie anderen Makerspaces, die Möglichkeit gibt, zu helfen”, so Ian Pösse (Vorstandsmitglied des FabLab Lübeck e.V.).

So entwickelte das Team Print4Life im Rahmen des Hackathons eine Webplattform, die 3D-Druck-Anwender und -Auftraggeber weltweit zusammenführen könnte und so die unkomplizierte, zentrale Verteilung von Großaufträgen an private Personen, Makerspaces, FabLabs und Firmen ermöglichen würde. Damit könnten Maker sich zur Fertigung bereit erklären und Gesundheitseinrichtungen Bedarf an lebenswichtigen Verbrauchsmaterialien anmelden.

INTERREG Projekt MakerStartups ist Ausgangspunkt

Aufgebaut wurde das Projekt auf einer nicht kommerziellen Plattform, die im Rahmen des INTERREG Projekts MakerStartups entwickelt und gefördert wurde. Diese sollte ursprünglich der Vernetzung von FabLabs und Makerspaces in Norddeutschland und Dänemark dienen. Im Rahmen des Hackathons wurden die Funktionalitäten dieser Plattform erweitert, um u.a. die Auftragsstellung um Großaufträge zu erweitern, die flexible Zuordnung von Auftragskontingenten zu ermöglichen und die Anwendung für hohes Besucheraufkommen zu optimieren. Dieser „Umbau“ für einen neuen Verwendungszweck war eine Herausforderung hinsichtlich Architektur und Aufbau der Plattform.

Wie es weitergeht

Innerhalb von 48 Stunden hat es das Team rund um Print4Life geschafft, einen lauffähigen visuell ansprechenden Prototyp bereitzustellen, der verwendet werden könnte, um vielen Menschen zu helfen. Dennoch bleibt noch einiges zu tun:

Für den produktiven Einsatz müsste die Plattform um einen Bestätigungsprozess für medizinische Einrichtungen erweitert werden. Diese Erweiterung ist zwingend notwendig, um eine unrechtmäßige Nutzung zu verhindern. Zusätzlich müsste eine Lastenverteilung auf mehrere Server geplant werden, um den nationalen sowie internationalen Einsatz ermöglichen zu können. Das Netzwerk müsste mit Ressourcen wie Filament versorgt werden, um den effektiven Einsatz eines dezentralen Produzentennetzwerkes erlauben zu können. Ein wichtiger Punkt wäre darüber hinaus die Sicherstellung der Dekontaminierung von hergestellten Produkten, wie beispielsweise Masken, und der Aufbau stabiler Lieferketten und Zwischenlager, um zu viele Einzellieferungen zu vermeiden:

„Es gibt noch viel zu tun, um stabile Lieferketten aufzubauen. So müssen tausende Einzelproduzenten mit geeigneten Rohstoffen versorgt werden und die Dekontaminierung geregelt werden. Aber der Anfang ist gemacht und Makerspaces, Firmen und Einzelpersonen könnten sich zu einem dezentralen Produktionsnetzwerk zusammenschließen. Ich bin immer wieder verblüfft, was die Mitglieder des FabLab Lübeck in kürzester Zeit so alles auf die Beine stellen und finde es gut, dass wir das FabLab aus dem TZL heraus unterstützen können“, so Patrick Liebmann (Prokurist TECHNIKZENTRUM Lübeck und FabLab Lübeck e.V. Vorstandsmitglied).

Am Hackathon nahmen rund 13000 Personen teil. Rund 1500 Lösungen wurden eingereicht, die nun in den nächsten Tagen von einer Jury bewertet werden. „Die Veröffentlichungen auf Youtube, Twitter und anderen Social Media Kanälen haben bisher überwältigend positive Bahnen gezogen. Diverse FabLabs, Maker und Firmen haben uns bereits angeboten, ihre Drucker zur Verfügung zu stellen und sich auf der Plattform zu registrieren.“, so das FabLab Lübeck.

Es bleibt abzuwarten, wie sich das Projekt zukünftig entwickeln wird. Das Potential ist da. Jetzt heißt es: weiterdenken und handeln.

Informationen und Video zum Projekt gibt es hier.